Bericht vom 4. Jazz uf em Strich (2012)

Ein herrlicher Sommertag ging zu Ende und eine Tropennacht kündigte sich an, als Stephan Zemp am Freitag, 29. Juni 2012, um 19.00 Uhr, das Festival «Jazz uf em Strich» in der Sissacher Begegnungszone eröffnete. Zum vierten Mal veranstaltete der Verein «Jazz vor em Platz» das Open-Air-Konzert in Sissach. Ich war letztes Jahr erstmals an der Veranstaltung und war beeindruckt.
Den Konzertauftakt machte in diesem Jahr das Urs Wiesner Quintett, mit Urs Wiesner (Vibraphon), Tibor Elekes (Bass), Peter Perfido (Drums), Thomas Weiss (Percussion) und Flo Hunziker (Mundharmonika). Sie holten im ersten Teil das Publikum mit weichem Jazz in eine entspannte Atmosphäre ab.
Den Konzertauftakt machte in diesem Jahr das Urs Wiesner Quintett, mit Urs Wiesner (Vibraphon), Tibor Elekes (Bass), Peter Perfido (Drums), Thomas Weiss (Percussion) und Flo Hunziker (Mundharmonika). Sie holten im ersten Teil das Publikum mit weichem Jazz in eine entspannte Atmosphäre ab.
Passend zum heissen Sommerabend sandte der Drummer Thomas Weiss später afrikanische Trommelklänge über den Platz und leitete einen Rhythmuswechsel ein. Waren zu Beginn die Bankreihen noch locker besetzt, so fanden sich nun immer mehr Besucher auf dem "Strichcode" ein.
Der Verpflegungsservice hatte ab jetzt alle Hände voll zu tun. Pommes, Bratwürste, Pizzas, ein kühles Appenzeller Bier oder ein Glas Wein an diesem herrlichen Sommerabend unter freiem Himmel geniessen war ein Vergnügen, das für Umsatz sorgte. Wenn man dabei live mit feiner Jazz-Musik unterhalten wird, dann ist das schon etwas Besonderes und in Sissach am Bündelitag bereits zur Tradition geworden.


Mit dem Titel «Ida Lupino» verabschiedete sich das Urs Wiesner Quintett. Die Melodie klingt jetzt noch in meinen Ohren nach. Der Titel ist ein Tribut an die Englische Schauspielering Ida Lupino (Bild links), 1964 geschrieben von der Jazz-Komponistin und -pianistin Carla Bley. Ihr Ehemann, Paul Bley spielte das Stück auf dem Piano. Danach wurde der Titel von vielen Interpreten aufgegriffen und auf unterschiedlichen Instrumenten wiedergegeben.
Die Schauspielerin Ida Lupino wurde 1918 in England geboren und erhielt mit 15 Jahren ihre erste Rolle in einem Film. 1933 ging sie nach Hollywood, wo sie 1943 in dem Film The Hard Way den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte. 1950 wurde sie als eine der ersten Frauen in diesem Business Regisseurin.


Vor der Ankündigung des nächsten Ensembles konnte Stephan Zemp bekannt geben, dass bereits alle Buttons  ausverkauft waren. Diese können als freiwilliger Beitrag an die Umkosten von den Festival-Besucherinnen und Besuchern für Fr. 10.-- gekauft werden. Offensichtlich waren die Veranstalter von der Besucherzahl überrascht worden. Stephan Zemp bot als Alternative Fan T-Shirts an.


Es war heiss an diesem Abend. Einige Besucherinnen und Besucher hatten den Dorfbrunnen für ein kühlendes Fussbad entdeckt, während sich auf der Bühne das Alexia Gardner Trio für den Auftritt vorbereitete. War es letztes Jahr die  Grand Old Lady des Jazz, Othella Dallas, die das Publikum aus der Reserve lockte, so konnten in diesem Jahr die Veranstalter einen neuen Stern am Schweizer Jazz-Himmel präsentieren: Alexia Gardner (Bild unten).


Die englische Sängerin mit jamaikanischen Wurzeln lebt seit 2006 in der Schweiz. 2009 hat sie mit dem Offbeat Trio ihr erstes Album veröffentlicht. Im Juni 2011 erhielten sie den Swiss Jazz Award. Die Hörerinnen und Hörer von Radio Swiss Jazz konnten fünf Nominationen vornehmen und zusammen mit dem Publikum des JazzAscona Festivals den Gewinner ermitteln.


Mit dem romantischen Titel «There will never be another you» sang sie sich gleich in die Herzen des Publikums. Nat King Cole hat den Titel schon gesungen, ebenso Frank Sinatra und auch Udo Jürgens, um nur ein paar zu nennen. In schnellem Rhythmus und mit feiner Stimme interpretierte das Trio den romantischen Song.


«There will be many other nights like this - And I'll be standing here with someone new - There will be other songs to sing, another fall, another spring - But there will never be another you...»


Begleitet wurde Alexia Gardner von Beat Baumli (Gitarre) und Lorenz Beyeler (Bass). Leidenschaftlich interpretierten sie den Titel «The nearness of you», den zuletzt auch Norah Jones gesungen hat. Staunend hörte ich hin, als beim Titel «Jumping in» Alexia Gardner vokal und Beat Baumli mit der Gitarre in einen Dialog traten. Eine tolle Einlage!


Für kurze Zeit entstand beim Festival ein kleiner Nebenschauplatz, als sich zwei Kinder laut kichernd im Brunnen tummelten, bis sie von oben bis unten klatschnass waren. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend und schwappte auf das Publikum über, das die beiden beobachtete.


Als Stephan Zemp zur Ansage des dritten Ensembles auf die Bühne trat, war ihm anzusehen, dass er etwas Besonderes mitzuteilen hatte. Die im Programm angekündigte Band «1-way-out» konnte nicht auftreten. Ein Mitglied der Band musste sich in Spitalpflege begeben. Dies war die schlechte Nachricht. Die gute folgte mit der Ankündigung des Ensembles «Trio Igarapé».


Das Trio, Marcel Waldburger (Piano), Leon Duncan (Bassgitarre) und Massimo Buonanno (Schlagzeug), liess keinen Moment Zweifel aufkommen, dass sie hier nicht als Lückenbüsser eingesprungen waren. Drei hervorragende Musiker präsentierten im dritten Programmteil feinen brasilianischen Jazz.


Marcel Waldburger (Bild oben) hatte als 10jähriger mit dem Klavierspielen begonnen. Er studierte an der Jazz & Rockschule Freiburg, ist seither als freischaffender Musiker aktiv und spielte in unterschiedlichen Formationen. Eine lange Liste von Konzerten und Auftritten ist auf seiner Homepage zu finden. Er spielte unter anderem auch am Jazzfestival in Montreux und am Blue Balls Festival in Luzern.



Der Jamaikaner Leon Duncan (Bild oben) entdeckte die Liebe zur Musik als Elfjähriger im Kirchenchor. Mit vierzehn wuchs seine Affinität zur Bassgitarre und er fand darin das Medium, mit der er sich am besten ausdrücken kann. Er wurde danach entdeckt und gefördert, tourte um die Welt und trat mit vielen anderen Musikern auf, u. a. auch in der Schweiz.


Massimo Buonano (Bild oben) begann als Dreizehnjähriger Schlagzeug zu spielen. Seine Fähigkeiten machten ihn in der lokalen Musikszene rasch bekannt und zu einem gefragten Musiker, der alsbald mit verschiedenen Bands in der gesamten Schweiz auftrat, später auch in Deutschland, Österreich und Italien. Er gewann an mehren Contests in Europa den ersten Preis.


Nach «One Night Samba» interpretierte das Trio unter anderem den Titel «Fotografia» gefühlvoll und romantisch. Später holte Leon Duncan mit seinem Gitarrensolo das Publikum aus der Reserve. Mit flinken Fingern entlockte er dem Instrument faszinierende Tonfolgen. Massimo Buonano setzte einen drauf, als er sein Schlagzeugsolo über den Strichcode schmetterte. Das Trio erntete einen tosenden Applaus.
Zuletzt hatte Marcel Waldburger die spontane Idee, Alexia Gardner noch einmal auf die Bühne zu bitten und mit dem «Trio Igarapé» einen Titel zu singen. Mit dem Reggae «No Woman No Cry» sorgten sie noch einmal für Begeisterung auf dem Strichcode. Das Publikum vor der Bühne sang klatschend und tanzend mit und holte am Ende mit unnachgiebigem Applaus eine weitere Zugabe heraus.

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FOTOALBUM VOM 4. JAZZ UF EM STRICH