Bericht vom 6. Jazz uf em Strich (2014)

Auch das 6. Festival Jazz uf em Strich in Sissach konnte bei besten Wetterbedingungen abgehalten werden. Zwar hatte sich der Himmel am Freitag, 27. Juni 2014, gegen Abend etwas zugezogen, doch es blieb trocken und die dünne Wolkendecke sorgte dafür, dass bis Mitternacht angenehm sommerliche Temperaturen herrschten. Beste Voraussetzungen also, für einen schönen musikalischen Unterhaltungsabend in der Begegnungszone in Sissach.
Das musikalische Programm verhiess viel interessanten und abwechslungsreichen Jazz. Den Auftakt machte Judy Birdland im Duo (Christa Unternährer vocals/guitar, Marco Nenninger double bass). Zwei Künstler, zwei Instrumente und eine feine und doch so klangvolle Stimme sorgten für den gefühlvollen Einstieg in den schönen Jazzabend.
Christa Unternährer ist vielseitig mit der Musik verbunden. Sie spielt Gitarre, tritt als Sängerin in der eigenen Band Judy Birdland auf, unterrichtet in Gesang und ist Songwriterin. Nach mehreren Jahren Gesangsunterricht hat sie an der Hochschule für Musik in Basel Gesang studiert und unterrichtet heute an der Musikschule Oberemmental.
Wie selbstsicher sie ihre Stimme präsentieren kann, zeigte sie bei der Interpretation des Titels Springtime can kill you. Es ist ein typisch melancholisches Lied von Jolie Holland, die mit ihrer Gesangsweise die Melancholie unterstreicht. Von Christa Unternährer mit glasklarer Stimme vorgetragen und von Marco Nenninger auf dem Bass begleitet, wirkte das Lied deutlich unbeschwerter. Eine interessante und angenehm schmeichelnde Interpretation.
Schön fand ich es auch, dass ich nach ihrem Auftritt die beiden Jazz-Ladies dieses Abends auf einem Bild vereinen konnte (Bild oben: links Vivane de Farias und Rechts Christa Unternährer). Doch nicht nur die Künstlerinnen und Künstler sorgten für stimmungsvolle Bilder, sondern auch das Publikum, das sich in allen Altersgruppen in der Begegnungszone zeigte (nächstes und übernächstes Bild).
Stefan Zemp, Gründer des Vereins Jazz uf em Strich, betonte in seiner Ansprache denn auch, dass es ihm wichtig ist, mit dem Event die Begegnungszone als solche zu fördern. Die Stimmung, die ich an diesem Abend einfangen konnte, ist ein kleiner Beweis für den Erfolg dieser Bemühungen, zu dem die aufgetreten Künstlerinnen und Künstler, aber auch die Organisatoren, die Sponsoren und die vielen Helferinnen und Helfer ihren Beitrag gleistet haben.
Pasend zu der schon fast tropisch warmen Nacht, trat nach Judy Birdland eine Gruppe auf, die sich dem Brasil Jazz verschrieben hat: Aliéksey Vianna Trio convida Vivane de Farias. Mit einem Instrumentaltitel eröffnete die Band ihren Auftritt und das Publikum durfte ein erstes Mal den Klängen des begnadeten Gitarristen Aliéksey Vianna (Bild unten) lauschen. 
Mit Aliéksey Vianna hat das Festival einen Gitarrenvirtuosen engagiert, wie man ihn wohl selten findet. Der Brasilianer ist gleichermassen in der klassischen Musik, im Jazz, wie auch in der brasilianischen Musik zu Hause, hat bereits in vier Kontinenten und dreizehn Ländern, darunter auch viele grosse Musikschauplätze dieser Welt, gespielt. Er trat als Sologitarrist mit zahlreichen bekannten Orchestern und Musikgrössen auf.
Ebenfalls in Brasilien geboren ist die Sängerin Viviane de Farias, die das Trio mit ihrer weichen Stimme für diesen Auftritt ideal ergänzte. Sie gehört zu den Top-Sängerinnen Brasiliens und wird als solche auch im Ausland wahrgenommen. Viviane de Farias lebt heute in Deutschland und hat sich nach einer eindrücklichen Karriere in der klassischen Musik, nun der brasilianischen Musik zugewandt.
Viele brasilianische Instrumentalmusiker hatten grossen Einfluss auf die internationale Entwicklung des Jazz. Das riesige Land in Südamerika wird uns derzeit durch die Austragung der Fussballweltmeisterschaft 2014 in allen Medien näher gebracht. Schön, dass uns der Brasil Jazz an diesem Festival so direkt, gefühlvoll und kompetent näher gebracht wurde, mit weicher, emotionaler Stimme und tollen Gitarrensolos.
Mit Marco Marchi and the Mojo Workers folgte eine Band aus dem Tessin, die sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht hat, indem sie den Blues in seiner ursprünglichen Form mit Qualität und viel Spielfreude präsentiert. Im Blues Train habe ich die Band vor etwas mehr als einem Jahr zum ersten Mal gehört und gesehen und war beeindruckt. Seit ihrem ersten Konzert im 2009 darf sich die Band über einen rasch wachsenden Erfolg freuen.
Marco Marchi betrat zuerst allein die Bühne, fackelte nicht lange, interagierte witzig mit dem Publikum, spielte locker einen ersten Blues, bevor er danach seine Bandkollegen vorstellte und die Gruppe in der vollen Formation auftrat. Als der Mann an der Harp, Claudio Egli, sein erstes Solo mit unüberhörbarer und unübersehbarer Passion zum Besten gab, antwortete das Publikum mit einem tosenden Applaus.
Egal ob Eigenkomposition oder Coverversion, die Band spielt ohne technischen Schnickschnack sauber und mitreissend spritzigen Jazz. Das kam an und alsbald bewegten sich die Menschen auf dem Platz im Rhythmus, klatschten und tanzten zur Musik der Band. Die Stimmung war an diesem Abend auf dem Höhepunkt.
Am Ende durfte ein sichtlich zufriedener Stefan Zemp dem Publikum, den Sponsoren, den Bandmitgliedern, den vielen Helferinnen und Helfern seinen Dank ausrichten. Auch am 6. Festival hat alles gepasst: das sommerliche Wetter, die Organisation und die Verpflegung, das abwechslungsreiche Musikprogramm und die tolle Stimmung. So kann es und so soll es auch weitergehen. Dann sehen wir uns auch im nächsten Jahr gerne wieder.




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